Die beiden Staaten Rumänien und Moldawien liegen am Schwarzen Meer. Wie ihre Nachbarländer Bulgarien und die Ukraine profitieren sie von dieser schönen Lage als Urlaubsland. Aber nicht nur viel touristischer Verkehr herrscht hier, sondern auch viel Transportverkehr. Ob PKW, LKW oder Eisenbahn, um von Moldawien nach Rumänien zu kommen oder andersherum, muss man die Grenze überqueren.
Beide Länder sind nicht im Schengen-Raum, daher muss man mit gelegentlichen Kontrollen auch im touristischen Verkehr rechnen. Außerdem müssen Fahrzeuge für beide Länder eine Vignette, da auf die Benutzung der Straßen Mautgebühren erhoben werden. Vignette Rumänien oder Vignette Moldau: beide sind am besten vor der Fahrt durch die Länder zu kaufen.
In diesem Beitrag haben wir alle Informationen zur Grenze und zu den wichtigsten Grenzübergängen zwischen Rumänien und Moldawien zusammengefasst.
Rumänien und die Republik Moldau verbindet eine 683 Kilometer lange Grenze. Sie ist eine Gewässergrenze. Die Grenze verläuft von Norden, Osten und Süden direkt im Fluss Pruth, der beide Länder trennt. Sie ist gleichzeitig auch die bisherige Außengrenze der Europäischen Union. Mit der Abstimmung der moldauischen Bürger im Jahr 2022 für einen Beitritt zur EU wird sich dies in absehbarer Zeit dann ändern.
Rumänien ist im Jahr 1859 durch die Vereinigung der Fürstentümer Walachei und Moldau zum Fürstentum Rumänien entstanden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden dem Land weitere Regionen wie Siebenbürgen, der Banat und Bessarabien zugesprochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Rumänien als sozialistische Republik Mitglied des Warschauer Vertrages. Schon 1989 erfolgte die politische Annäherung an die westlichen europäischen Staaten. Seit 2007 ist das Land mit seinen rund 19 Millionen Einwohnern Mitglied der europäischen Union. Rumänien grenzt im Süden an Bulgarien, im Südwesten an Serbien, im Westen an Ungarn, im Norden an die Ukraine und im Osten an die Republik Moldau.
Viele nennen die Republik Moldau, schweizerisch Republik Moldova, einfach Moldawien. Das ist politisch nicht ganz korrekt. Das Territorium der heutigen Republik Moldau gehörte in der Vergangenheit zu unterschiedlichen Staaten. Vor dem Ersten Weltkrieg war Moldawien Teil des russischen Kaiserreichs, ging aber nach dem Krieg wieder nach Rumänien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Territorium des ehemaligen Fürstentums als Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik Teil der UdSSR. Im Jahr 1991 erklärte sich die Region für unabhängig und gab sich den Namen Republik Moldau. Die Republik Moldau hat 2,5 Millionen Einwohner auf einer Fläche von knapp 34.000 Quadratkilometern. Der Binnenstaat ist im Norden, Osten und Süden vollständig von der Ukraine eingeschlossen.
An der Grenze zwischen der Republik Moldau und Rumänien gibt es 8 internationale Übergänge, über die Transport- und Personenverkehr erfolgen. Fünf davon sind wichtige Straßenübergänge, zwei sind Bahnübergänge und einer ist sowohl für Autos als auch für die Bahn von Bedeutung.
Der Grenzübergang bei Albita zählt zu den wichtigsten Übergängen zwischen Rumänien und der Republik Moldau. Er liegt an der europäischen Straße E581 fast mittig im Grenzverlauf. Er ist daher ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Waren- und Personenverkehr. Hier staut es sich oft, da Reisende über diese Brücke auf direktem Weg die Hauptstadt der Republik Moldau erreichen können. In der Gegenrichtung führt die Europastraße mitten in das rumänische Innenland.
Der Übergang bei Suleni liegt an der E58 und ist sowohl für den Waren- als auch für den Personenverkehr von großer Bedeutung. Die sehr gut ausgebaute E58 ist die direkte Verbindung zwischen Wien durch die Slowakei über die Ukraine, Rumänien und die Republik Moldau bis nach Russland. In Moldau erreicht man über diesen Grenzübergang besonders gut die Hauptstadt, aber auch die größte Stadt Bălṭi.
Der Grenzübergang verbindet die beiden Städte Stânca in Rumänien und Costesti in der Republik Moldau über eine Staustufe. Von Costesti aus gelangt man gut in die Städte Bârnea und Ludeștii de Jos.
Der Grenzübergang bei Ungheni ist besonders von Bedeutung. Über ihn führt eine Eisenbahnverbindung, die die moldauische Hauptstadt Chișinău mit dem rumänischen Eisenbahnnetz verbindet. Die Linie führt über die Brücke Podul Eiffel, über die man die rumänische Universitätsstadt Iași erreicht. Von hier aus kann man derzeit über Nationalstraßen die Autobahn in Rumänien, die A7 in Richtung Süden und Bukarest, erreichen. Ein Ausbau der A8 würde den direkten Anschluss an das Autobahnnetz bringen.
Über die Fernstraße R34 führt eine Brücke von Cahul, der Hauptstadt des gleichnamigen Rajon im Südwesten, zum rumänischen Ort Oancea. Cahul ist die drittgrößte Stadt der Republik Moldau, das abtrünnige Gebiet Transnistrien nicht mitgerechnet. Nach dem Grenzübertritt können Reisende weiter nach Süden über Galati in Richtung Brăila in Rumänien reisen, und so die längeren Wartezeiten am Grenzübergang Galati- Giurgiulești vermeiden.
Der Grenzübergang zwischen der moldauischen Stadt Lipcani und der rumänischen Rădăuți-Prut liegt ganz im Norden. Er ist nur wenig befahren, hat aber für Reisende in Richtung Moldau eine große Bedeutung. Hier führt die Drum public național M5 durch die Republik Moldau, die als Zubringer in das ukrainische Gebiet dient. Aktuell kommt es hier aufgrund des Krieges kaum zu Personen- und Güterverkehr.
Der Übergang zwischen Giurgiulești auf der moldauischen und Galati auf der rumänischen Seite ist zwar klein, hat aber eine große Bedeutung. Der kleine Ort Giurgiulești verfügt über den einzigen Zugang der Republik Moldau zur Donau. Der Grenzort ist der südlichste des Landes und gleichzeitig auch ein Grenzort zur Ukraine. Die Wichtigkeit für den internationalen Warenverkehr und die Tatsache, dass es weiter südlich des Donauverlaufes keine weitere Verbindung zwischen den beiden Nachbarländern gibt, macht diesen Grenzübergang so einzigartig.
Sowohl die Republik Moldau als auch Rumänien planen in den nächsten Jahren einen weiteren Ausbau ihres Straßennetzes und von Grenzübergängen.
Die rumänische Regierung will in den nächsten fünf Jahren 16 Milliarden Euro in die Verbesserung und Erweiterung der Infrastruktur stecken. Dafür gibt es von der EU Fördergelder von rund 9 Milliarden Euro in den Jahren 2021 bis 2027. Unter anderen sind weitere Streckenabschnitte auf der A1, die Bukarest mit Ungarn verbindet, geplant. Lückenschließungen auf der A8 zwischen Targu Mures und Ungheni, die die Region Jassy vor der Grenze Moldawiens an die innerrumänische Infrastruktur anschließen, geplant.
Die moldauische Präsidentin Maia Sandu hat Pläne, mehrere Brücken an der Grenze von Moldawien zu Rumänien zu bauen. Eine davon verbindet die Städte Leova und Bumbata. Der neue Grenzübergang soll im Frühjahr 2024 eröffnet werden. Der Brückenbau soll die Republik Moldau noch näher an die EU heranbringen.
Sowohl bei der Einreise nach Rumänien als auch bei der Einreise in die Republik Moldau kann es zu Personenkontrollen durch den Zoll und die Polizei kommen. Das hat mehrere Gründe.
Zum einem haben beide Staaten nur einen Sonderstatus im Schengen-Raum. Sie sind (noch) keine vollwertigen Mitglieder der Europäischen Union. Die Republik Moldau hat einen Kandidatenstatus. Daraus ergibt sich, dass die Überquerung der Grenze nicht frei ohne Grenzkontrolle möglich ist.
Zum anderen ist die Zahl der Flüchtlinge, die durch Moldawien über Rumänien weiter in den Norden, Westen und Süden Europas gelangen wollen, stark angestiegen. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die Migrationszahl noch deutlich in die Höhe getrieben.
Im Normalfall sind die Wartezeiten an den Grenzübergängen zwischen Rumnänien und Moldawien nicht besonders lang. Die Länge hängt vor allem von der Anzahl und dem Umfang der Kontrollen ab. An den kleineren Grenzübergängen geht es normalerweise zügig voran. An großen Übergängen wie Albita, Galati und Sculeni kann es vor allem im Sommer zu längeren Wartezeiten zwischen einer halben und anderthalb Stunden kommen.
Die Staus auf den Straßen Rumäniens und auch der Republik Moldau bilden sich zumeist in Richtung Westen und Nordosten. Viele sind auf dem Weg nach Ungarn, weniger PKW sind nach Norden oder Osten unterwegs In den Sommermonaten kann es sich vermehrt auch in Richtung Südosten stauen, wenn die Urlauber ans Schwarze Meer und in die Türkei strömen.
Aktuell fliehen immer noch sehr viele Menschen durch Moldawien und Rumänien in die nördlicheren EU-Staaten. Auch dies kann zu Staus auf beliebten Strecken wie der A8 oder der A1 führen.
Hinzu kamen im Sommer 2022 viele LKW, die ukrainisches Getreide in die EU transportierten. Das Getreideabkommen wurde von Russland nicht verlängert, so dass es hier aktuell nicht zu zusätzlichen Staus durch die Transporte kommen wird.
Um von Staus auf den großen Straßen oder an den Grenzübergängen zu erfahren, kann man sich im Radio informieren. Jedoch gibt es auch online viele aktuelle Informationen. Mit einer Onlinesuche "Stau Rumänien live" oder "Stau Moldaiwen live" findet man die wichtigsten Informationen zur Verkehrslage in der Kurzübersicht und auf aktuellen Live-Karten.
Marcel Augenstein, Absolvent der LMU München in Europastudien und Geschichte, bereiste Europa für Mautgebuhren.de und ist ein Experte für Grenzübergänge und Vignettensysteme.
