Deutsch-polnische Grenze

Marcel Augenstein by Marcel Augenstein

Die Promenade auf Usedom ist nicht nur für ihre Lage am Strand bekannt. Sie wird auch als Europapromenade bezeichnet und stellt eine Verbindung zwischen Deutschland und Polen her. Da die Grenze durch die Insel in der Ostsee verläuft, kann man auf der 12 Kilometer langen Promenade als Fußgänger in das Nachbarland spazieren.

Falls man sich doch dazu entschließt, mit dem Auto zu fahren, muss man in Polen vor allem eines beachten. Nachdem man die Grenze überquert, wird eine Maut in Polen fällig. Wer Zeit sparen und auf dem Weg in den Urlaub nicht anhalten will, bezahlt die Mautgebühren online. Der polnische e-Toll wurde im Oktober 2022 eingeführt.

Sobald die Zahlung erledigt ist, muss man sich nur noch für einen geeigneten Grenzübergang entscheiden. Aufgrund der Länge der Grenze zwischen den beiden Ländern gibt es genügend Strecken, die von Deutschland nach Polen führen. Wir stellen alle wichtigen Details zur Grenze vor und erläutern, welche Grenzübergänge es für Autofahrer gibt.
 

Grenzverlauf von Usedom bis nach Zittau

 

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Allgemeine Informationen zur Polnisch-Deutschen Grenze

Die Grenze zwischen Deutschland und Polen ist etwa 460 Kilometer lang. Sie gilt damit als eine der längsten Grenzen, die sich Deutschland mit einem Anliegerstaat teilt. Das beeindruckende ist, das man nur der Oder und der Neiße folgen muss, um den Grenzverlauf nachvollziehen zu können. Die Grenze wird sie auch als Oder-Neiße-Linie betitelt. Wir stellen weitere Details dazu vor.

Grenzverlauf: Von Usedom bis nach Zittau

Wie bereits eingangs gehört, nimmt die Staatsgrenze im Nordosten ihren Verlauf auf der Insel Usedom auf. Danach verläuft sie weiter in Richtung Süden etwa bis zur Stadt Zittau. Sie findet ihr Ende am Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien.

In Deutschland liegen die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen an der Grenze. Auf der polnischen Seite sind es die Verwaltungsbezirke Zachodnio-pomorskie, Lubuskie und Dolnośląskie.

In Deutschland liegen die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen an der Grenze zu Polen.
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Geschichte zur deutsch-polnischen Grenze

Im Jahr 1945 wurde im Potsdamer Abkommen darüber verhandelt, wie das Gebiet zwischen der Sowjetunion und Polen abgegrenzt werden sollte. Bereits damals war die Rede davon, die Lausitzer Neiße zumindest vorübergehend als neue Westgrenze Polens zu nutzen. 

Wie die Grenzziehung weiter nördlich verlaufen sollte, wurde in der Konferenz in Potsdam nicht geklärt. Erst später kam mit dem Schweriner Grenzvertrag ein bilaterales Abkommen zwischen der Sowjetunion und Polen zustande. In diesem wurde geregelt, dass die Grenze noch weiter von Ost nach West wandern sollte. Der „Stettiner Zipfel“ (heute Szczecin) gehörte somit dem polnischen Verwaltungsgebiet an.

Kurze Zeit später wurde die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Auch die DDR stimmte im Jahr 1950 im Rahmen des Görlitzer Abkommens zu, dass die Oder-Neiße-Linie als deutsch-polnische Staatsgrenze gelten sollte.

Zwei-plus-vier-Verhandlungen

Obwohl der Grenzverlauf nach dem Jahr 1951 nicht mehr verändert wurde, kam es 1990 zu einem weiteren wichtigen Ereignis: der Wiedervereinigung zur Bundesrepublik. Bevor die Siegermächte der Deutschen Einheit zustimmten, sollte die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Polen noch einmal ihre offizielle Anerkennung erhalten.

Die Entschließung fand in den Zwei-plus-vier-Verhandlungen statt. Die Bezeichnung der Verhandlungen bezieht sich auf die Anzahl an Staaten, die daran beteiligt waren. Der Beschluss wurde auch im Rahmen eines bilateralen Grenzvertrages noch einmal bestätigt.

Polens Beitritt zur EU und zum Schengen-Abkommen

Im Jahr 2004 trat Polen der Europäischen Union bei und im Jahr 2007 dem Schengen-Abkommen. Dies ändert zwar natürlich nichts am Grenzverlauf, jedoch beispielsweise an den Kontrollen zwischen den Ländern. Auf das Thema Grenzkontrollen gehen wir jedoch später genauer ein.

Deutsch-polnische Grenze: Karte zur Übersicht

Auf der nachfolgenden Karte ist zu sehen, wie die Grenze der Oder-Neiße-Linie folgt und schließlich bei Tschechien endet. Im Norden verlaufen etwa 11 Kilometer davon durch die Ostsee.

Karte mit die deutsch polnische grenze
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Oder-Neiße-Grenze: Alle deutsch-polnischen Grenzen im Überblick

An der deutsch-polnischen Staatsgrenze sind mehrere Grenzübertritte möglich. Wir beginnen mit der Auflistung im Nordosten und greifen vor allem die „größeren Grenzübergänge“, die von Urlaubern mit dem Auto nach Polen genutzt werden, auf. Wir erläutern zudem, welche Städte sich in der Nähe des deutsch-polnischen Grenzgebiets befinden.

Grenzübergang Ahlbeck - Świnoujście

Der erste Grenzübertritt befindet sich auch der Insel Usedom. Bei Ahlbeck handelt es sich um einen Ortsteil, der eigentlich zur Gemeinde Heringsdorf gehört. Von der Ortschaft kann man innerhalb weniger Minuten die Grenze nach Świnoujście auf die polnische Seite überqueren. Parallel von der Straße verläuft auch die Strandpromenade, die eingangs beschrieben wurde. Man gelangt alternativ auch von der Gemeinde Garz auf Usedom auf direktem Weg nach Polen.

Grenzübergang Ramin - Lubieszyn

Als Nächstes verlassen wir die Insel und begeben uns in die Gemeinde Ramin im südöstlichen Teil von Mecklenburg-Vorpommern. Wenn man von der Ortschaft aus auf der Bundesstraße 113 in Richtung deutsch-polnische Grenze fährt, erreicht man in Kürze die Ortschaft Lubieszyn. Über die Nationalstraße 10 (DK10) gelangt man wenig später nach Szczecin.

Grenzübergang Nadrensee - Kołbaskowo

Der nächste Grenzübertritt ist bei Nadrensee auf der deutschen Seite möglich. Die Gemeinde ist deshalb erwähnenswert, weil an ihr die Autobahn A11 bzw. die Europastraße E28 vorbeiführt und Autofahrer nach Kołbaskowo in Polen bringt. Man gelangt beispielsweise von Berlin aus in etwa einer Stunde nach Nadrensee (über die A11).

Grenzübergang Schwedt - Krajnik Dolny

Der Grenzübergang, der danach folgt, befindet sich bei Schwedt an der Oder. Die Stadt liegt nicht nur in der Nähe der Grenze, sondern auch am Nationalpark Unteres Odertal. Wer also einen Stopp einlegen will, bevor es auf den polnischen Mautstraßen weitergeht, hat in der Grenzstadt die perfekte Gelegenheit dazu. Man gelangt über die B166 nach Krajnik Dolny in Polen.

Grenzübergang Küstriner Vorland - Kostrzyn nad Odrą

Die Gemeinde Küstriner Vorland, die aus den Orten Küstrin-Kietz, Manschnow und Gorgast besteht, bietet die nächste Gelegenheit für den Grenzübertritt. Über die B1 gelangt man in das polnische Kostrzyn nad Odrą. Wer von Berlin aus auf der Bundesstraße fahren will, nutzt zudem die Strecke über die Gemeinde.

Von Berlin nach Warschau: Grenzübergang Frankfurt (Oder) - Słubice

Auf der Fahrt von Frankfurt an der Oder kann es an manchen Tagen vorkommen, dass man sich die Straßen mit anderen Autofahrern teilen muss. Der Grund dafür ist, dass der Grenzort nur unweit von der Hauptstadt Deutschlands entfernt liegt und oftmals von Fahrern genutzt wird, die nach Warschau weiterreisen. Die Autobahnen A12 und A2 (E30) bringen Reisende auf direktem Weg von einer Hauptstadt in die andere. Die Fahrt von Berlin nach Warschau beträgt auf der Strecke etwa 6 Stunden.

Auf der Fahrt von Frankfurt an der Oder kann es an manchen Tagen vorkommen, dass man sich die Straßen mit anderen Autofahrern teilen muss.

Von Cottbus: Grenzübergang Forst (Lausitz) - Jagłowice

Diejenigen, die von Cottbus aus reisen, nutzen vermutlich den Grenzübergang in der Nähe von Forst (Lausitz). Die Fahrt beginnt auf der A15 und setzt sich danach auf der A18 (E36) nach Jagłowice fort. Über die polnische A18 und A4 gelangt man danach in die Stadt Wrocław im Westen Polens.

Von Leipzig und Dresden: Grenzübergang Görlitz - Jędrzychowice

Für alle, die aus Leipzig oder Dresden kommen, bietet sich der Grenzübergang bei Görlitz an. Man erreicht die Stadt in Grenznähe über die A4 und gelangt im Anschluss nach Jędrzychowice. Setzt man die Fahrt auf der Autobahn fort, gelangt man auch von dieser Richtung zu der bereits zuvor genannten Stadt Wrocław.

Für alle, die aus Leipzig oder Dresden kommen, bietet sich der Grenzübergang bei Görlitz an.

Deutsch-polnische Grenzen: Wartezeiten und Kontrollen

Da Polen zum Schengenraum gehört, besagt die Grenzregelung, dass keine festen Kontrollen durch die Bundespolizei stattfinden. Der Status quo ist allerdings, dass aufgrund des Ukraine Krieges Autofahrer, die nach Deutschland zurückkommen, stichprobenartig kontrolliert werden. Auch die unerlaubten Einreisen durch Migranten könnten dafür sorgen, dass sich die Lage an den Grenzübergängen verändert. Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser lehnt feste Kontrollen aber dennoch nach wie vor ab.

Falls es zu Verzögerungen auf den Straßen kommt, liegt dies also vielmehr an möglichen Baustellen oder dem hohen Verkehrsaufkommen. Deshalb sollte man während der Fahrt auf die Verkehrsnachrichten im Radio achten oder die Informationen online überprüfen.

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Tourismus an der Grenze: Urlaub an der Ostsee

In der Nähe der Oder-Neiße-Grenze gibt es nicht nur die Strände an der Ostsee, an denen sich Touristen aufhalten. Wie man bereits zuvor am Beispiel von Schwedt erkennen konnte, gibt es auch einige Nationalparks in der Region. In der Woiwodschaft Lebus, die sich auf polnischer Seite an der Oder befindet, wartet beispielsweise ein Landschaftspark (Fürst-Pückler-Park Bad Muskau) oder ein Weinanbaugebiet (bei Zielona Góra) auf Urlauber.  Wer also nicht sofort zu seinem endgültigen Ziel reisen, sondern einen Stopp oder eine Übernachtung in Grenznähe einlegen will, kann „zwischen den Ländern“ eine Vielzahl an Attraktionen genießen.

Marcel Augenstein, Absolvent der LMU München in Europastudien und Geschichte, bereiste Europa für Mautgebuhren.de und ist ein Experte für Grenzübergänge und Vignettensysteme.

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